Unser Wald in NRW muss auf den Klimawandel vorbereitet werden



Der Wald in Nordrhein-Westfalen hat immer stärker mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Das zeigt der Waldzustandsbericht 2010, den Umweltminister Johannes Remmel heute gemeinsam mit Frank-Dietmar Richter, dem Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, in Düsseldorf vorstellte.
„Wir müssen noch gezielter auf die sich immer rascher ändernden Umweltbedingungen in unseren Wäldern reagieren, um unsere Wälder besser schützen und erhalten zu können“, lautet das Fazit von Minister Remmel. „Insgesamt und über alle Baumarten gemittelt, hat sich der Zustand des Waldes verschlechtert. Wir können also keine Entwarnung geben. Wir müssen uns intensiv mit dem Thema Anpassung an den Klimawandel beschäftigen und unseren Wald auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereiten.“

Der Anteil der gesunden Bäume hat sich demnach im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent verschlechtert. Seit Beginn der Erhebung im Jahre 1984 ist der Wert sogar um 27 Prozentpunkte gesunken. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume hat um zwei Prozent auf 23 Prozent zugenommen. Der Bestand der schwach geschädigten Bäume ist um vier Prozentpunkte auf 45 Prozent gestiegen.

„Es wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Wasserhaushalt einiger Waldböden deutlich verändern. Damit ändert sich auch die Konkurrenzfähigkeit der bisher dort wachsenden Baumarten. Waldbesitzer müssen schon heute die Baumarten auswählen, die sich in den nächsten Jahrzehnten bewähren sollen“, erläuterte Frank-Dietmar Richter einen der Gründe, weshalb die heimischen Bäume durch den Klimawandel zusätzlich unter Stress stehen.

„Ziel meiner Forstpolitik wird es deshalb sein“, ergänzte Minister Remmel, „Förderprogramme konsequent auf klimaangepasste Gehölze und Baumarten auszurichten und Anreize zu setzen, in Zukunft auch im Privatwald auf Fichtenmonokulturen zu verzichten.“

Damit jeder einzelne Waldbesitzer schon heute Baumarten auswählen kann, die besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet sind, bietet der Landesbetrieb Wald und Holz NRW die Berechnung von Klimamodellen an. „Wir können mit diesen Modellen für jede einzelnen Region in Nordrhein-Westfalen den Einfluss des Klimawandels auf den Wald darstellen“, so Frank-Dietmar Richter. „Wird richtig bepflanzt, kann so ein totaler Bestandsausfall durch Stürme oder andere Wetterphänomene um ein Vielfaches minimiert werden.“

Im Einzelnen betrachtet schaut das Ergebnis der vier nordrhein-westfälischen Hauptbaumarten folgendermaßen aus:
- Für die Eiche war 2010 ein schweres Jahr. Sie musste auf großer Fläche stark unter Raupenfraß leiden. Zusätzlich ist regional ein heftiger Pilzbefall mit Eichen-Mehltau aufgetreten. Die Eiche weist die schlechtesten Belaubungswerte seit Beginn der Untersuchungen im Jahre 1984 auf. Die deutlichen Schäden haben um 15 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr rapide zugenommen und liegen nun bei 54 Prozent. Bei den Eichen ohne Schadmerkmale musste eine Abnahme auf 16 Prozent verzeichnet werden. Beide Ergebnisse sind „historisch“, die Anzahl der gesunden Bäume ist historisch niedrig und die Anzahl der deutlich geschädigten Bäume ist historisch hoch.
- Die Buche konnte sich in diesem Jahr etwas erholen. Erfreulich ist der starke Rückgang der deutlichen Schäden auf 19 Prozent. Die Verbesserungsrate beträgt 14 Prozentpunkte. Aber auch die gesunden Bäume haben ihren Anteil um drei Prozentpunkte leicht auf 28 Prozent gesteigert. Das Ausbleiben der Samenbildung hatte einen wichtigen Anteil am verbesserten Belaubungszustand.
- Nach dem stetigen Aufschwung der letzten Jahre ergibt sich bei der Fichte erstmals wieder ein verschlechterter Kronenstatus. Die deutlichen Schäden sind um drei Prozentpunkte leicht angestiegen und liegen bei 18 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Bäume ohne Schaden markant verringert. Mit 37 Prozent ergibt sich eine Veränderung um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
- Die Kiefer weist in diesem Jahr eine zweiseitige Entwicklung auf. Zugenommen haben einerseits die deutlichen Schäden um einen Prozentpunkt auf 15 Prozent, aber andererseits auch die gesunden Bäume um zwei Prozentpunkte auf 29 Prozent. Insgesamt haben sich die Werte der Kiefer aber nur geringfügig geändert.

Im Juli und August 2010 haben Fachleute aus der Forstwirtschaft den Kronenzustand von rund 10.000 Einzelbäumen nach einem vorgegebenen Stichprobenverfahren begutachtet. Unter Einbeziehung von Wetterdaten und der Entwicklung von Schadorganismen wurden die Ergebnisse von Fachleuten ausgewertet und im Waldzustandsbericht zusammengefasst.

Autor:
Holzi am 14. Dez. 2010 um 17:30 Uhr
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