„Politiker fordern effektive CO2-Einsparungen, treiben aber die CO2-Emissionen mit der Errichtung von Nationalparks in die Höhe“, kritisiert Dr. Denny Ohnsesorge, studierter Forstwirt und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR). Fünf deutsche Regionen sind aktuell von politischen Bestrebungen betroffen, Wald nicht mehr pflegen und nutzen zu wollen, sondern ihn sich selbst zu überlassen. Es geht um geplante bzw. bereits umgesetzte Nationalparkprojekte in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Auch Lars Schmidt, Generalsekretär der Deutschen Säge- und Holzindustrie und Sprachrohr für zahlreiche Unternehmen in den betroffenen Regionen beklagt: „Wenn Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in einem Video auf ihrer Internetseite fordert, es brauche ‚Maßnahmen, dass CO2-Emissionen eingespart werden können’, dann passt das für uns nicht mit den Plänen ihres Parteikollegen Winfried Kretschmann zusammen.“ Kretschmann will in dem von ihm politisch geführten Bundesland Baden-Württemberg Wald zeitnah aus der Nutzung nehmen. Damit nimmt der grüne Ministerpräsident höhere CO2-Belastungen von 90.000 Tonnen pro Jahr in Kauf.
Berechnungen des Zentrums für Holzwirtschaft der Universität Hamburg zu Folge, ist die CO2-Einsparung in einem bewirtschafteten Wald deutlich höher als auf einer stillgelegten und damit nicht genutzten Fläche. Prof. Dr. Arno Frühwald untersuchte wirtschaftliche und klimarelevante Folgen eines Nationalparks für die Region Nordschwarzwald und stellte fest: Durch fehlende Bewirtschaftung vergibt die Region die Chance, jedes Jahr 90.000 Tonnen CO2 einzusparen. Das entspricht in etwa den heutigen durchschnittlichen CO2-Emissionen von 25.000 Einwohnern eines ländlichen Gebietes. Das Gutachten bezieht die positiven Effekte der Holznutzung in die Betrachtung des Waldes als Kohlenstoffspeicher ein. Denn Holzprodukte speichern den Kohlenstoff über ihre Lebenszeit. Das bestätigen auch die Wissenschaftler des Thünen-Instituts: Allein durch die Verwendung von Holz werden in Deutschland pro Jahr 105 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das sind rund 13 Prozent der jährlichen deutschen Treibhausgasemissionen.
Auch folgende Betrachtung wirkt sich auf die CO2-Bilanz aus: Holz kann CO2-Emissionen mindern, wenn es anstelle fossiler Energieträger genutzt, oder wenn es für Produkte verwendet wird, die sonst mit energieaufwändigeren Materialien wie Stahl oder Beton hergestellt würden. Wissenschaftler nennen dies den „Substitutionseffekt“. Die in Deutschland seit mehr als 300 Jahren praktizierte nachhaltige Waldwirtschaft sorgt dafür, dass die Waldfläche stetig zunimmt und teilweise noch aus den Nachkriegsjahren vorhandene Monokulturen in artenreiche Mischwälder umgewandelt werden.
Laut Gutachten ließe sich die Klimaschutzleistung des Waldes durch Maßnahmen des Forstmanagements sogar noch weiter steigern – zum Beispiel durch die Baumartenwahl. Bei einem nicht genutzten Wald werden sich Zuwachs und biologischer Abbau langfristig die Waage halten. Ein solcher Wald würde zwar eine CO2-Speicherfunktion erfüllen, aber zusätzliches CO2 nur in geringem Umfang aus der Atmosphäre binden. Hinzu kommt bei fehlender Pflege das Risiko eines übermäßigen Käferbefalls, wie es zum Beispiel im Nationalpark Bayerischer Wald nach dessen Einrichtung gekommen ist: Durch das Absterben der Bäume und dem Abbau der Humusauflage wurden in kurzer Zeit größere Mengen CO2 freigesetzt.
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