Europa verfügt über 117 Millionen Hektar Wald, die nachhaltige Nutzung vor allem im Privatwald liegt aber unter den Möglichkeiten. So ist die stetig steigende Nachfrage nach Holz für die stoffliche und energetische Verwendung immer schwieriger zu decken. Das kürzlich gestartete EU-Projekt SIMWOOD (Sustainable Innovative Mobilisation of Wood) möchte zu einer effizienteren Nutzung von verfügbaren Holzvorräten und so zu einer Stärkung der europäischen Forst- und Holzwirtschaft beitragen. Die EU fördert das Vorhaben mit rund sechs Millionen Euro über vier Jahre; ca. 832.000 Euro kommen den bayerischen Partnern zugute. Koordinator ist Roland Schreiber von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
SIMWOOD möchte die Holzmobilisierung über einen integrativen Ansatz verbessern. Neben den Themen Waldbesitz, Waldbau und Holzerntetechnik legen die Projektpartner ein besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen auf andere Waldfunktionen und die Beteiligung von bereits existierenden, lokalen Interessensgruppen. SIMWOOD erfasst bestehende sozio-ökonomische, technische und ökologische Barrieren und Lösungen zur Mobilisierung von Holz und beurteilt sie hinsichtlich der Zielsetzung in den jeweiligen Regionen. Im Rahmen von Pilotprojekten erprobt SIMWOOD in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren die Anpassungsmaßnahmen. Mit Hilfe des Online-Informationssystems "MOBILISER", das im Projekt entwickelt wird, analysieren die SIMWOOD-Partner die Wirkung der neuen Lösungsansätze und verbessern sie bei Bedarf. Waldbesitzer, Förster und Forstunternehmer können so Informationen und Empfehlungen zum Beispiel zur Waldbewirtschaftung oder zur Holzerntetechnik für ihre Region abrufen. Forstpolitische Entscheidungsträger und Wissenschaftler in ganz Europa können mit dem „MOBILISER“ den Effekt von nationalen und EU-Programmen zur Holzmobilisierung beurteilen und die regionalen Entwicklungen verfolgen.
Auch die Industrie und der Arbeitsmarkt sollen von SIMWOOD profitieren. „Eine bessere Nutzung der Wälder ist eine Lösung, die steigende Nachfrage nach Holz in Europa zu decken“, so Roland Schreiber. „Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 853 Millionen Kubikmeter Holz und 585 Millionen Kubikmeter Energieholz benötigt. Die Bereitstellung dieser Mengen stellt eine Herausforderung für die Forst- und Holzwirtschaft dar.“ Alleine die Holzwirtschaft in Europa besteht derzeit aus rund 600.000 Unternehmen wie Sägewerke und Möbelhersteller mit insgesamt vier bis fünf Millionen Angestellten und einem jährlichen Umsatz von 550 Milliarden Euro. Für sie ist eine zuverlässige lokale Rohstoffquelle ein Garant für stabiles Wachstum.
Insgesamt sind 28 Partner aus den Ländern Deutschland, Belgien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Portugal, Schweden, Slowenien und Spanien am Projekt beteiligt. Sie untersuchen die optimale Waldnutzung in 14 Modellregionen in der EU. Dem Konsortium gehören mit dem Joint Research Centre und dem European Forest Institute auch zwei europäische Forschungseinrichtungen an. Unterstützt wird SIMWOOD von der Bayerischen Forschungsallianz, die das Projektmanagement und Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit übernimmt.
57 Prozent der bayerischen Wälder befinden sich im Eigentum von rund 700.000 privaten Waldbesitzern. Ein Großteil dieser Flächen ist eher klein und schwer zu bewirtschaften. Dies und die zunehmende Urbanisierung der Waldeigentümer tragen neben vielen anderen Gründen dazu bei, dass die Holzvorräte im Privatwald häufig ungenutzt bleiben. Die Mobilisierung der privaten Waldbesitzer ist auch im Hinblick auf den Klimawandel von Bedeutung, bedroht doch die fortschreitende Klimaerwärmung rund 260.000 Hektar Fichten- und Fichten-Kiefern-Wälder im Privat- und Körperschaftswald. Im Staatswald müssen etwa 172.000 Hektar in Mischbestände umgebaut werden. Dieses Ziel soll bis zum Jahr 2033 erreicht werden. Ein besonderer Handlungsbedarf besteht dabei im Alpenraum. Daher steht SIMWOOD in Bayern vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen.
Die Bayerische Forschungsallianz GmbH berät und unterstützt bayerische Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft umfassend beim Einwerben von europäischen Forschungsgeldern mit dem Ziel, den Wissenschafts- und Innovationsstandort Bayern im Forschungsraum Europa fortzuentwickeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem neuen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU, Horizon 2020. Als Partner im Enterprise Europe Network (EEN) bietet die BayFOR zudem gezielte Beratung und Unterstützung für bayerische Unternehmen – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen – an, die sich für eine Teilnahme an EU-Forschungs- und Innovationsprojekten interessieren. Des Weiteren koordiniert die BayFOR die gemeinsamen Aktivitäten der Bayerischen Forschungsverbünde und unterstützt ihre Vernetzung auf europäischer Ebene. Die BayFOR beheimatet außerdem die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Bayern-Québec/Alberta/International der Bayerischen Staatsregierung, die den Aufbau gemeinsamer Forschungsprojekte mit Wissenschaftlern aus diesen Regionen gezielt unterstützt. Die BayFOR ist eine Partner-Organisation im bayerischen Haus der Forschung (http://www.hausderforschung.bayern.de). Weitere Informationen finden Sie unter http://www.bayfor.org.
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