Eine im Auftrag des Fachverbandes der Holzindustrie durchgeführte Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes Economica unterstreicht die enorme Bedeutung der Holzwirtschaft in Österreich. Eine Bedeutung, die in Österreich jedoch massiv unterschätzt wird. Dies führt ein Vergleich mit dem Tourismus am deutlichsten vor Augen. Mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von 10,62 Mrd. Euro trägt die Holzwirtschaft im weiteren Sinn 3,9 Prozent zum BIP bei. Damit liegt die Branche nur ganz knapp hinter dem Tourismus, der rund 4,2 Prozent des BIP ausmacht. „Mit demselben Anspruch, mit dem sich Österreich weltweit als Tourismusland vermarktet, trifft dies auch auf Österreich als Holznation zu“, sagt der Chefökonom der Industriellenvereinigung und Economica-Vorstandsmitglied Dr. Christian Helmenstein. Rechnet man alle Vorleistungen der Branche und die damit verbundenen Einkommenseffekte mit ein, liegt die totale Bruttowertschöpfung sogar bei 20,25 Milliarden Euro. „Jeder 13. erwirtschaftete Euro stammt damit direkt oder indirekt aus der Holzindustrie“, so Helmenstein.
Um die Holzwirtschaft in Österreich und der Politik besser zu verankern, hat der FV Holzindustrie gemeinsam mit dem Wirtschafts- und dem Lebensministerium das „Arbeitsprogramm Holzwirtschaft“ initiiert. Dies trägt nicht nur der aktuellen Versorgungsproblematik Rechnung, sondern setzt auch beim vermehrten Einsatz von Holz bei öffentlichen Ausschreibungen und einer verstärkten Förderung vom Holzbau an. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Programm die Rahmenbedingungen für die Holzwirtschaft weit über die aktuelle Legislaturperiode hinaus verbessern können“, ist Christoph Kulterer, Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie überzeugt.
Gleichzeitig bestätigt die Studie auch die dringende Notwendigkeit des Strukturwandels, mit dem sich die heimische Sägeindustrie nach der weltweiten Wirtschaftskrise konfrontiert sieht. Eine Konsolidierung, die die Papierindustrie schon vor Jahren durchlaufen ist, was aktuelle Werte zur Produktivität deutlich machen. Während die Sägeindustrie, inklusive der Hobel- und Holzimprägnierwerke, pro Beschäftigen eine Bruttowertschöpfung von 61.184 Euro erwirtschaftet und damit sogar knapp unter dem Österreich-Durchschnitt von 65.322 Euro pro Beschäftigten liegt, weist die Papier-, Zellstoff-, Karton- und Pappeindustrie mit 137.799 Euro pro Beschäftigten einen Spitzenwert auf. Verschärft wird diese Diskrepanz durch die Betrachtung der Beschäftigung: Während die arbeitsintensive Sägeindustrie 33.879 Mitarbeiter beschäftigt, kommt die kapitalintensive Papier-, Zellstoff-, Karton- und Pappeindustrie mit weniger als der Hälfte, nämlich 12.408 Beschäftigten aus. Die Papierindustrie ist damit um 125 Prozent produktiver, beschäftigt aber um 63 Prozent weniger Mitarbeiter. „Eine Konsolidierung ist unvermeidbar“, resümiert Helmenstein. Eine Konsolidierung, die aktiv nur durch vermehrte F&E-Tätigkeit für neue und verbesserte Produkte und das Erschließen neuer Märkte erfolgreich sein kann.
Die Notwendigkeit einer raschen Konsolidierung unterstreicht Kulterer durch aktuelle Marktdaten. So ist der Nadelschnittholzexport in Österreichs wichtigsten Exportmarkt Italien im ersten Halbjahr 2013 erneut um 22,4 Prozent eingebrochen. Auf die vergangenen zwei Jahre summiert sich damit ein Absatzminus von fast rund 45 Prozent mit unserem Hauptexportmarkt Italien. Dies erfordert eine hohe Flexibilität und eine neue Ausrichtung, weshalb die Sägeindustrie von der Forstwirtschaft fordert, das dafür benötigte Rundholz in ausreichender Qualität aus heimischen Ressourcen bereitzustellen.
Fazit: Die Produktion von Schnittholz wird 2013 mit prognostizierten 8,6 Millionen Kubikmetern einen weiteren Tiefpunkt erreichen und ist im Vergleich zum Rekordjahr 2007 um ein Drittel gesunken. Gegen die Hauptkonkurrenz aus Skandinavien und Deutschland hat Österreich massiv an Marktanteilen verloren.
Hinzu kommt ein weiteres Auseinanderdriften von Rundholz- und Schnittholzpreis. „Wir sehen, dass wir mit hohen Rundholzpreisen keine zusätzlichen Mengen mobilisieren können. Dies bekommen sowohl kleine als auch große Betriebe zu spüren, weil rund 70 Prozent aller Kosten eines Sägewerks auf den Rohstoff entfallen. Eine Strukturveränderung ist notwendig, um international wieder konkurrenzfähig zu werden“, so Kulterer. (US)
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