Eine Umfrage unter nordrhein-westfälischen Sägewerken zeigt: Unternehmen spüren die negativen Auswirkungen der 2011 ausgewiesenen Wildnisgebiete. Der geplante Nationalpark im Teutoburger Wald könnte die Situation weiter verschärfen.
Bei einer Umfrage der Deutschen Säge- und Holzindustrie gaben 62 Prozent der befragten Unternehmen an – darunter überwiegend Laubholzsägewerke aus NRW und den angrenzenden Bundesländern – die negativen Auswirkungen der nordrhein-westfälischen Wildnisstrategie auf den Holzeinkauf bereits jetzt deutlich zu spüren. Die Säger schätzen den jährlichen Zukauf von Laubholz aus anderen Regionen auf durchschnittlich rund 1.500 Festmeter, das entspricht über 75 Lkw-Ladungen Holz pro Sägewerk. Um der bestehenden Nachfrage gerecht zu werden und die Werke auszulasten, müsse der Einkaufsradius schon jetzt erweitert werden, so das Meinungsbild der Sägewerksbetreiber, die besorgt auf die kommende Einkaufssaison schauen. Das Angebot an heimischem Laubholz werde durch die Ausweisung von Wildnisschutzgebieten immer geringer. Demzufolge müssten sich Betriebe in den betroffenen Regionen andere Rohstoffquellen suchen. Bei 54 Prozent dieser Unternehmen habe sich der Transportweg bereits heute im Schnitt um knapp 60 Kilometer, bei einigen Firmen sogar um bis zu 250 Kilometer vergrößert. Die direkte Folge sind steigende Beschaffungskosten: Laut Umfrage sehen sich mehr als die Hälfte der befragten Betriebe mit einer durchschnittlichen Kostensteigerung von knapp vier Prozent konfrontiert. Hinzu kommen Preissteigerungen durch den Lieferantenwechsel in Höhe von durchschnittlich zwei Prozent sowie Qualitätseinbußen durch schwache und nicht sägefähige Sortimente.
Als „verhalten“ beschreibt Lars Schmidt, Generalsekretär beim Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD), die Stimmung unter den nordrhein-westfälischen Mitgliedsbetrieben. Trotz der damaligen Ankündigung von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), dass es durch die Wildnisgebiete zu keinen „nachhaltigen Beeinträchtigungen“ kommen werde, leide die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe bereits heute erheblich. „Dramatisch“, so Schmidt, würde die Situation, wenn durch den geplanten Nationalpark im Teutoburger Wald auf weiteren Flächen die nachhaltige Waldwirtschaft zusätzlich eingeschränkt werde. Schmidt: „Die vermeintliche Naturschutzpolitik von Minister Remmel geht eindeutig zu Lasten der heimischen Holzwirtschaft, die wertvolle Arbeitsplätze im ländlichen Raum bereitstellt, indem sie die nachhaltige Versorgung mit dem nachwachsenden und klimafreundlichen Werkstoff und Bioenergieträger Holz unnötig einschränkt.“ Auch der Vorsitzende des Waldbauernverbandes NRW e.V., Dr. Philipp Freiherr Heereman, betrachtet die Entwicklungen in seiner Region kritisch: „Wir brauchen eine Steigerung der Holzverwendung aus heimischen Wäldern. Wildnisgebiete, Nationalparke und Waldstilllegungen passen da nicht ins Bild. Wer Klimaschutz will, muss heimisches Holz verwenden, nicht stilllegen.“ Laut Angaben des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums soll diesen Herbst die Entscheidung für oder gegen einen Nationalpark in der Region Ostwestfalen-Lippe fallen. (BSHD)
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