Den Kunden und Märkten galt der Fokus des diesjährigen Internationalen Kongresses des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes e.V. (DeSH) vom 16. bis 18. März in Darmstadt. Entsprechend richtete die Branche den Blick auf wirtschaftliche Zukunftsfenster. Doch geprägt von hohen Rohstoffpreisen bleiben die Prognosen verhalten.
"Die Spielräume in der Rohstoffbeschaffung scheinen weitgehend ausgereizt", stellte DeSH-Präsident Steffen Rathke unter dem Eindruck des vorangegangen Rohstoffgipfels in seinem Grußwort fest. Mit diesem unter Sägern längst bekannten Umstand sollte aber nicht zur weiteren Ernüchterung im Rahmen des Sägewerkskongresses beigetragen, sondern vielmehr der Blick für die Absatzmärkte geschärft werden. "Bei aller Abhängigkeit vom Rohstoff müssen wir unseren Kunden die gleiche Aufmerksamkeit widmen", erklärte Rathke.
Dass der DeSH es mit der umfassenden Marktanalyse sehr ernst nahm, zeigte sich bereits am Vortag des Kongresses. Der Verband lud Banken und Finanzierungspartner zu einem Forum für Branchenanalysten ein, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen interdisziplinär zu diskutieren. "Unsere Industrie ist für Banker meist nur schwer zu erschließen. Mit dem neuen Format wollten wir der Finanzwelt unsere Branche näherbringen und einen breiteren Austausch erwirken", sagte DeSH-Geschäftsführer Lars Schmidt.
Was die Vertreter renommierter Finanzdienstleister von den Sägern zu hören bekamen, lässt sich als verhaltener Optimismus zusammenfassen: Seit 2008 steckt die Sägeindustrie in der Krise, am enormen Zukunftspotential des Bau- und Werkstoffs Holz zweifeln aber weder Industrie noch Finanzexperten. So ist die im Rahmen des Kongresses vorgestellte Marktprognose des DeSH in Zusammenarbeit mit Consultant Dr. Franz-Josef Lückge zwar durchaus mit Herausforderungen gespickt. Allerdings sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Branche vom Trend des nachhaltigen Bauens im urbanen Bereich und in der Bestandssanierung profitiere, zeigte sich Schmidt zuversichtlich. Mittelfristig könne sich die Gesellschaft dem technologischen, ökologischen und energetischen Potential von Holz einfach nicht verschließen.
Aktuell lassen entsprechende Impulse aber noch auf sich warten, wie der Marktbericht der Sägeindustrie zeigt. Durch die Witterung begünstigt war zwar auch die deutsche Nadelholzsägeindustrie gut ins zurückliegende Jahr 2014 gestartet. Der gesamtwirtschaftlichen Stimmung entsprechend hatte die Dynamik des Marktes aber bereits im zweiten Quartal stark nachgelassen und wurde im Jahresverlauf durch eine eher verhaltene Entwicklung geprägt. Der Umsatz der deutschen Sägewerke lag 2014 mit 5,5 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahresniveau.
Bestimmt waren die Marktverläufe insbesondere von den Hauptnachfragern für Nadelschnittholz, dem Baubereich und Verpackungssektor. Von diesen war im vergangenen Jahr keine nachhaltige Marktbelebung zu erfahren. So betraf die insgesamt gute Entwicklung der Wohnungsbaugenehmigungen den Geschosswohnungsbau und nicht den für die Sägeindustrie wichtigen Bereich des Ein- und Zweifamilienhausbaus. Positiv stimmt die Branche für die Zukunft die starke Stellung des Holzbaus im Niedrigenergie- und Passivhausbereich sowie der hohe Anteil der Renovierungs- und Wärmedämmmaßnahmen im baunahen Handwerk.
Der differenzierte Marktverlauf beeinflusste auch die Produktionstätigkeit der Betriebe. Während im ersten Quartal die Produktion gegenüber dem Vorjahr um knapp 14 Prozent anstieg, nahm diese im Jahresverlauf deutlich ab und führte im dritten Quartal zu einem Rückgang von fast minus drei Prozent. Insgesamt geht die Sägeindustrie für das Jahr 2014 von einem leichten Produktionsanstieg (+2,5 bis drei Prozent) aus. Dies entspricht einer Jahresproduktionsmenge von rund 21 Millionen Kubikmeter, mit einem Anteil von 18 Millionen Kubikmeter rauer Ware und knapp drei Millionen Kubikmeter Hobelware.
Wenngleich die Produktion leicht anstieg, war auf Ertragsseite keine Entlastung zu verzeichnen. Die Schnittholzpreise lagen bei vielen Sortimenten nur marginal über dem Vorjahr und konnten die Rohstoffpreise bei weitem nicht auffangen. Die Kostenschere zwischen hohen Stammholzpreisen und Produkterlösen bleibt folglich weiter offen. Die Erlöse haben sich auf ein durchschnittliches Niveau der Vorjahre eingependelt. "Ich sehe derzeit nicht, wie Unternehmen mit Blick auf die Preisschere Investitionen oder gar Forschung und Entwicklung leisten sollen", kritisiert Schmidt. Dabei müsse dies doch im Sinne der gesamten Wertschöpfungskette sein.
Kräftig eingebrochen sind zudem die Erlöse für Sägenebenprodukte. Dies ist vornehmlich auf die zurückhaltende Produktion der Plattenwerke und den witterungsbedingt verminderten Bedarf der Holzwerkstoffplattenwerke zurückzuführen. Der Erlösrückgang bei Sägenebenprodukten und die fehlende Kompensationsmöglichkeit führte zu einem Druck auf die Stammholzpreise. Diese wurden von den Anbietern jedoch nur marginal angepasst.
Aufgrund der hohen inländischen Rundholzpreise hat die deutsche Sägeindustrie auf dem internationalen Markt weiterhin einen schweren Stand. Zwar konnte der Abstand durch effiziente Beschaffungs- und Produktionsprozesse etwas verringert werden. Doch auch im vierten Quartal 2014 weist der Global Sawlog Price Index (GSPI) des Branchendienstes Wood Resources Quarterly (WRQ) für Fichtenstammholz Sortiment B noch Preisunterschiede von über 40 US-Dollar aus, womit Nadelholz hierzulande um die Hälfte teurer ist als auf dem internationalen Markt.
Der Export von Nadelschnittholz entwickelte sich zumindest mengenmäßig positiv. Die Nadelschnittholzausfuhr stieg 2014 um 4,9 Prozent auf 6,8 Millionen Kubikmeter leicht an. "Die insgesamt positive Mengenentwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Exporterfolge häufig mit geringen Margen erkauft werden müssen", relativiert Schmidt.
Die Entwicklung des Laubholzmarktes wird von der Sägeindustrie als weitgehend konstant eingeschätzt. Zwar bleiben im Inland ebenfalls Impulse aus, da der Schnittholzmarkt beim Laubholz aber von einem hohen Exportanteil geprägt ist, sorgten gestiegene Ausfuhren 2014 für eine leicht optimistische Markteinschätzung.
Kritisch betrachtet die Branche weiterhin den Umgang mit Buchenstammholz. Mit Blick auf den jährlichen inländischen Einschlag von zwei Millionen Festmetern sei ein Export von knapp 800.000 Festmeter außerordentlich hoch und führe zu einem Abfluss von Rohstoff, der vorzugsweise der inländischen Wertschöpfung zugeführt werden sollte, so die Verbandsvertreter und Laubholzbetriebe.
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