Die kirchlichen Hilfswerke «Brot für alle» und «Fastenopfer» haben unter dem Titel «Stoppt den unfairen Handel: rechtaufnahrung.ch» eine Kampagne gestartet. Gleichzeitig haben sie die Ergebnisse einer Umfrage zum öffentlichen Beschaffungswesen in den Kantonen publiziert. Die Umfrage misst die Qualität der Holzbeschaffungspolitik einseitig am Vorhandensein einer Vorschrift zugunsten des FSC-Labels. Die drei Dachorganisationen der Schweizer Wald
- und Holzwirtschaft, Waldwirtschaft Schweiz (WVS), Holzindustrie Schweiz (HIS) und Lignum, hätten von den kirchlichen Hilfswerken erwartet, dass sie die Fair Trade-Problematik bei Holz
- und Holzprodukten nicht auf die Formel «FSC: ja oder nein?» reduzieren. Die Formel blendet nämlich aus, dass es mit PEFC
ein zweites weit verbreitetes Wald- und Holzlabel gibt. Ebenso unberücksichtigt bleibt die lokale Herkunft.
Die drei Verbände WVS, HIS und Lignum führen triftige Argumente dafür an, warum Richtlinien bei der öffentlichen Holzbeschaffungspolitik bzw. das Aussprechen von Tipps für den Holzkauf zugunsten des FSC-Labels nicht alleinseligmachend sind:
Erstens gibt es mit PEFC ein zweites national und international weit verbreitetes Wald- und Holzlabel. In der Schweiz liegen den beiden Labels absolut identische Standards zugrunde. Und auch international sind die Unterschiede zwischen den beiden Labels – soweit vorhanden – marginal.
Zweitens müsste der lokalen Herkunft mehr Gewicht beigemessen werden. Gerade bei Holz- und Holzprodukten drängt sich aus einer Fair Trade-Optik die Bevorzugung einheimischer Produkte in mehrfacher Hinsicht auf: Schweizer Waldbesitzer bewirtschaften ihre Wälder aufgrund eines der weltweit strengsten Waldgesetze nachhaltig und im internationalen Vergleich auf höchstem ökologischen Niveau. Die international unterschiedlichen Waldgesetze und die entsprechenden Zertifizierungsstandards führen dazu, dass selbst unzertifiziertes Schweizer Holz höhere Anforderungen erfüllt als zertifiziertes Holz aus anderen Ländern. Ein weiterer ökologischer Pluspunkt des einheimischen Holzes ist die Reduktion energieaufwändiger Transporte auf ein Minimum.
Drittens sprechen auch wirtschaftliche und soziale Argumente zugunsten von Schweizer Holz. Fair Trade heisst auch, die Wertschöpfung in der Region zu behalten und die lokale Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken. Dies umso mehr, als die Wald- und Holzwirtschaft gerade in wirtschaftlich und strukturell benachteiligten Gebieten ein wichtiges Standbein darstellt, welches Mehrwert und Einkommen generiert.
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