Deutschlands Umgang mit seinen Wäldern kein Vorbild für Kopenhagener Verhandlungen



Berlin: Im deutschen Wald wird immer weniger klimaschädliches CO2 gespeichert. Hauptursache dafür ist nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der drastisch gestiegene Holzeinschlag. In den letzten 20 Jahren sank die jährliche Kohlenstoffbindung von 17 Millionen Tonnen Kohlenstoff auf 4,7 Millionen Tonnen. Das geht aus der offiziellen Inventurstudie der Bundesregierung zur Ermittlung der CO2-Speicherung im deutschen Wald im Rahmen des Kyoto-Protokolls hervor. In Westdeutschland nimmt der Wald bereits überhaupt kein weiteres klimaschädliches CO2 mehr auf. Insgesamt sind in der Biomasse von Deutschlands Waldbäumen derzeit 1,23 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Das entspricht in etwa dem 5 ½-fachen jährlichen CO2-Ausstoß Deutschlands. Bei den Klimaschutzverhandlungen in Kopenhagen ist der Waldschutz ein zentrales Thema. Der BUND forderte von der Bundesregierung ehrgeizige nationale Ziele. Nur dann seien die berechtigten deutschen Forderungen zum internationalen Waldschutz auch glaubwürdig.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "In deutschen Industrieanlagen, Haushalten, der Landwirtschaft und im Verkehr entstehen bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe jährlich rund 830 Millionen Tonnen CO2. Davon werden nur zwei Prozent von wachsenden Waldbäumen gespeichert. Wesentlich mehr wäre möglich. Derzeit werden 93 Prozent des nachwachsenden Holzes genutzt. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern bedroht auch die biologische Vielfalt. Damit mehr CO2 im Wald gebunden werden kann, müssen mehr Bäume und Holz im Wald verbleiben." Entsprechend müsse der Holz- und Papierverbrauch gesenkt werden. Die Grenzen der energetischen Holznutzung in Form von Scheitholz, Hackschnitzeln oder Pellets müssten erkannt und allein nach ökologischen Gesichtspunkten festgesetzt werden.

Der BUND forderte mindestens 10 Prozent des öffentlichen Waldes vollständig aus der Nutzung zu nehmen. Es müssten zudem finanzielle Anreize geschaffen werden, damit auch private Waldbesitzer mehr Holz in ihren Wäldern lassen. Ulrich Mergner, BUND-Waldexperte: "Auch Privatwaldbesitzer könnten einen höheren Beitrag für Klima- und Artenschutz leisten . Sie müssen dabei unterstützt werden, damit es gelingt, auch 10 Prozent des Privatwaldes als 'Urwälder von morgen' dauerhaft still zu legen." Die Waldgesetze müssten nachgebessert werden, unter anderem zu den besonders klimarelevanten Punkten wie Kahlschlagsverbot, Bodenschonung und Anhebung der Totholzvorräte.

Weltweit entstünden 20 Prozent der globalen CO2-Emissionen durch die Zerstörung von über 13 Mio. Hektar Wald pro Jahr, insbesondere in den tropischen Regionen. Maßnahmen und Programme zur Vermeidung von Entwaldung und Waldegradation (engl. REDD), über die in Kopenhagen verhandelt werde, seien daher besonders wichtig. Allerdings müsse der REDD-Mechanismus so gestaltet sein, dass tatsächlich die besonders klimarelevanten Urwälder geschützt würden und nicht Baum-Plantagen. Auch dürfe nicht ermöglicht werden, dass sich Industrieländer durch Waldprojekte in Entwicklungsländern von ihren eigenen Reduktionsverpflichtungen freikauften. Effektiver Klimaschutz müsse im eigenen Land stattfinden.

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Holzi am 10. Dez. 2009 um 05:26 Uhr
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