Der Waldumbau gefährdet die künftige Nadelholzversorgung



„Der Nadelholzanteil geht in Deutschlands Wäldern seit Jahren signifikant zurück. Dieser Prozess entspricht jedoch nicht dem zukünftigen Holzbedarf.“ Auf diese gegenläufige Entwicklung hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung in Deutschlands Wäldern und dem heutigen und zukünftigen Bedarf der Märkte weist der neu gewählte Nadelholzsprecher des Bundesverbandes Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD), Philipp Sprockhoff, eindringlich hin.

Ein auf naturnahe Waldbewirtschaftung und Klimawandel ausgerichteter Waldumbau erhöht den Anteil von Laubholz in deutschen Wäldern. Schon heute spüren die Holzverarbeiter beim Einkauf ihres Rohholzes die dadurch abnehmenden Nadelholzmengen. Sprockhoff warnt vor den Folgen: „In absehbarer Zeit wird der heimische Holzbedarf vor allem in den Bau- und Industrieholzsortimenten nicht mehr gedeckt werden können.“ Statt das Rohholz aus fernen Regionen der Erde heranzuschaffen, muss vielmehr ein ausreichender Nadelholzanteil in deutschen Wäldern erhalten bleiben. Der BSHD geht nach derzeitigem Kenntnisstand von einem Flächenverlust von rund drei bis fünf Prozent in den vergangenen zehn Jahren aus.

„Viele Verwendungsmöglichkeiten im Bereich Bauen, Holzwerkstoffe und Papier sind jedoch nur mit Nadelhölzern zur realisieren. Zwischen 70 bis 95 Prozent beträgt der Nadelholzanteil in Produkten wie Span- und Faserplatten. Es ist also kein Unwille der Industrie, sich technisch auf die geänderte Rohstoffsituation einzustellen, sondern schlicht eine Frage der Märkte“, so Philipp Sprockhoff, beim Holzwerkstoffunternehmen EGGER als Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Nord-/West-Europa zuständig für Sägewerk und Holzwerkstoffe.

„Der naturnahe Waldbau ist aus der modernen Forstwirtschaft nicht mehr wegzudenken, verbindet er doch in hervorragender Weise ökonomische und ökologische Funktionen und Zielsetzungen. Zudem ist die naturnahe und sorgsame Bewirtschaftung unserer Wälder unter Einbeziehung natürlicher Prozesse die ‘passende‘ Antwort auf die zunehmende und zum Teil polemische Kritik der Naturschutzverbände an der Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland. Trotzdem darf das ‘Denken‘ der modernen Forstwirtschaft nicht an der Waldstraße aufhören!“ Sprockhoff weiter: „Eine moderne Forstwirtschaft sollte insbesondere auch auf die Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Clusters Forst & Holz ausgerichtet sein. In einem zunehmend globalisierten Markt müssen wir die Konkurrenzfähigkeit unseres gemeinsamen Produktes Holz im Vergleich zu anderen Roh- und Werkstoffen erhalten und ausbauen.“

Gemeinsames Positionspapier von BSHD und Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR)

Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) und der BSHD arbeiten in Rohstofffragen eng zusammen und fordern in einem gemeinsamen Positionspapier:
• Der Nadelholzanteil ist an den geeigneten Standorten in ausreichendem Umfang von mindestens 50 Prozent sicherzustellen.
• Die Fichte als Hauptbaumart ist in künftigen Klimarisikogebieten durch Nadel- und Laubmischwaldbestände mit standortgeeigneten Nutzholzarten wie Lärche, Douglasie, Tanne und Küstentanne zu ersetzen.
• Die Tanne sollte insbesondere in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet wieder einen höheren Anteil einnehmen. Hier ist sie im Vergleich zur Fichte resistenter gegenüber klimatischen Veränderungen und weist zudem gleiche Eigenschaften auf.
• Die Verjüngung von Nadelholz an geeigneten Standorten unter Beimischung von Laubholz durch Pflanzung oder Saat ist zu optimieren und zu erweitern.
• Im Hinblick auf die erwarteten Klimaveränderungen muss beim Waldumbau im Privatwald der förderfähige Anteil auch zugunsten klimaresistenter Nadelholzarten erhöht werden.
• Auf Laubholzstandorten sollte ein entsprechender Nadelholzanteil als Zeitmischung eingebracht
werden.
• Eine generelle Erhöhung des Waldanteils in Deutschland ist anzustreben: Erstaufforstungen, vorzugsweise mit Nadelgehölzen, auf brachliegenden landwirtschaftlichen Flächen.
• Auf den geeigneten Standorten im Nordostdeutschen Tiefland sollte die Kiefer auch künstlich verjüngt werden, insbesondere dann, wenn die Naturverjüngung aufgrund starker Bodenvegetation ausbleibt.
Autor:
Holzi am 26. Okt. 2010 um 09:34 Uhr
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