Zeitgemäße Fenster trotzen Wind und Wetter sehr zuverlässig, halten die Wärme im Raum und helfen so, teure Heizenergie zu sparen. Von diesen Vorteilen in Sachen Energieeffizienz und Komfort konnte früher allerdings noch keine Rede sein. Alte Verglasungen und schiefe Fensterrahmen lassen auch im Haus erahnen, wie das Wetter draußen gerade ist und „lüften“ die Wohnung den ganzen Tag lang unkontrolliert. Gegen Zug und Kälte kommen im Winter viele Heizungsanlagen nur schlecht an und müssen im Dauerbetrieb auf vollen Touren laufen. „Moderne Fenster und Türen sind viel dichter und damit besser – allerdings muss das Lüftungsverhalten daran angepasst werden“, erklärt der Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), Ulrich Tschorn.
Wir halten uns gute 90 Prozent unserer Zeit in geschlossenen Räumen auf, daher ist ein frisches, gesundes Raumklima besonders wichtig. Und richtig Lüften geht eigentlich ganz einfach. Wenn gerade für die Familie gekocht wurde, die Dusche längere Zeit lief, ein Aquarium im Raum steht oder Neubaufeuchte vorhanden ist, aber auch dann, wenn sich mehrere Personen gleichzeitig in der Wohnung aufhalten, dann sollte die schlechte und gegebenenfalls feuchte Luft durch frische, trockenere Luft ersetzt werden. Das ist gesund, fördert die Hygiene und unterbindet mögliche Feuchteschäden. „Der Fachmann spricht dabei von einer kontrollierten und bedarfsgerechten Lüftung“, erklärt Tschorn. „Man sollte also dann lüften, wenn es nötig ist und auch nur so lange wie nötig. Helfen kann hier neben dem persönlichen Empfinden ein Hygrometer. Ab einer Luftfeuchte von mehr als 60 Prozent muss gelüftet werden.“ Lüftungsarten gibt es viele – vom klassischen Lüften per Hand über im oder am Fenster verbaute Lüftungsvorrichtungen bis hin zu automatisierten Elementen.
Beim Lüften per Hand gilt: Kurz und stark Lüften ist immer besser als zurückhaltend und stundenlang. „Besser man öffnet die Fenster für bis zu zehn Minuten ganz weit – auf gegenüberliegenden Seiten der Wohnung beziehungsweise in verschiedenen Stockwerken inklusive der möglicherweise vorhandenen Dachfenster“, so Tschorn. Denn dann steigt die warme und verbrauchte Luft durch den natürlichen Kamineffekt nach oben, das Lüften erledigt sich ganz natürlich – schnell und effektiv. Dabei sollten die vorhandenen Gardinen und Vorhänge zur Seite gezogen werden. Von stundenlang gekippten Fenstern rät er ausdrücklich ab: „Vor allem im Winter kühlen dadurch die Räume viel zu sehr aus und es kann Feuchtigkeit im Bereich der Laibung – also zwischen dem Fenster und dem Mauerwerk – entstehen. Außerdem ist es schwer und vor allem teuer, den Wohnraum wieder auf angenehme Temperaturen zu bringen“, erklärt der VFF-Geschäftsführer.
Wichtig zu wissen: Die aus der aktuellen Energieeinsparverordnung resultierenden „dichten“ Gebäude erfordern eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz. Das gilt auch für den Bereich der energetischen Modernisierung. Dazu können Fenster und Fenstertüren in Neubauten mit integrierten Fensterlüftern versehen werden. Sie stellen eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz sicher und verhindern bei längerer Abwesenheit der Bewohner wirksam etwaige Feuchteschäden. „Die Fensterlüfter können nachgerüstet werden oder sind in neue Fenster integriert. Sie können unauffällig über, unter oder seitlich am Fenster und im Fensterprofil angebracht sein und sorgen so ganz von selbst für eine permanente, stressfreie Belüftung von Haus und Wohnung“, erklärt Tschorn. „Bei Anwesenheit des Hausbewohners muss dann natürlich noch zusätzlich bei Bedarf gelüftet werden – zum Beispiel dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen auftritt oder die Raumluft schlicht nicht gut ist, weil das Essen anbrannte“, erklärt Tschorn.
Noch leichter geht das Lüften mit automatisierten Elementen beziehungsweise Steuerungen: „Diese öffnen je nach Bedarf Fenster und Fenstertüren und regeln – je nach Typ – auch die Heizung herunter. Sensoren messen zuvor die Raumtemperatur, die Luftfeuchte, ungesunde Ausdünstungen oder auch den CO2-Gehalt der Raumluft. Außerdem können auch die Sonnenintensität, die Windverhältnisse und aufkommender Regen sensorisch erfasst und so die Lüftung optimal gesteuert werden“, erklärt Tschorn. Für Privathaushalte besonders geeignet sind Fensterlüfter mit oder ohne Wärmerückgewinnung in Verbindung mit einer Sensorik, die im Fenster, am Fenster unten, seitlich oder oben angebracht ist. Noch einen Schritt weiter gehen von vielen Fensterfachbetrieben angebotene Raumluftfühler, die auf zusätzliche flüchtige organische Verbindungen beziehungsweise Gase (VOCs) reagieren können. „Die verbrauchte, ungesunde Luft kann also von Fenstern wahlweise mechanisch oder automatisch selbstständig gegen frische, gesunde Luft ausgetauscht werden. In den meisten Fällen sind solche praktischen Alltagshilfen nachrüstbar – Fachbetriebe geben gerne Auskunft über die Möglichkeiten“, schließt Tschorn. VFF/DS
Comments
Ich kann den Trend zum automatischen Lüften nur bestätigen. In den Neubauten werden immer häufiger solche automatischen Elementen installiert. Kein Wunder auch, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit falsch bis gar nicht lüftet. Da stellen sich doch jedem Vermieter die Haare zu Berge . Von daher ein guter Trend und man kann nur hoffen, dass auch Altbauten mit der modernen Technik ausgestattet bzw. nachgerüstet werden.
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Max um 09:43 UhrIch interessiere mich sehr für automatisierte Lüftungselemente, die bei Bedarf über sensorgesteuerte Mechanik, Fenster öffnen und schließen. Wie viel sollte man denn ungefähr ausgeben um ein solides, vernünftiges System zu haben? Ich hoffe Sie können mir einen Tipp geben.
Beste Grüße
Paul
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'Paul um 13:46 UhrDas tägliche Lüften musste ich auch erst erlernen. Haben neue Fenster und die sind jetzt richtig dicht. Die alten Holzfenster vorher haben nicht mehr dicht abgeschlossen und so immer für einen ständigen Luftaustausch gesorgt. Seit den neuen Fenstern hatte sich Schimmel in einigen Räumen an unzugänglichen Ecken gebildet. Weil die neuen einfach richtig dicht waren. Jetzt lüften wir Stoßweise 2 - 3 mal am Tag und alles passt wieder.
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Gast um 20:14 UhrVielen Dank für den interessanten Artikel! Unsere Fenster im Haus müssten auch mal erneuert werden, da diese schon einige Jahre auf dem Buckel haben und ziemlich undicht sind. Im Winter lassen sie viel Kälte und im Sommer viel Wärme hinein. Dass es solche modernen Fenster mit diesen hilfreichen automatischen Funktionen gibt war mir neu - klingt sehr interessant, die Investiotion in solche "Luxusfenster" ist aber sicher ziemlich hoch. Grüße!
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Basti um 20:24 UhrHallo, ich bin über die Suche über euren Artikel gestolpert und ich finde ihn gut geschrieben. Schon lange suche ich Infos über richtiges Lüften und hier bin ich nun auch noch mal fündig geworden. Liebe Grüße
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Hannes um 09:09 UhrGuten Tag,
vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel. Die vielen Tipps werde ich mir merken und hoffentlich erfolgreich umsetzen können.
Liebe Grüße und alles gute
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Klausi um 12:06 UhrEin schöner Artikel. Wir haben auch vom Vermieter neue Fenster eingebaut bekommen und seitdem Ganz leicht Schimmel. Jetzt wurden extra Belüftungslöcher in den Fenstern gebohrt. Durch das richtige Lüften meine ich wird es auch schon besser. Warten wir mal weiter ab. Danke für die tollen Tipps.
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Lena um 10:29 UhrIch habe eben zum ersten mal von einer automatischen Lüftung erfahren. Sollte ein neues Haus gebaut werden, soll man dies auf jeden Fall in Erwägung ziehen.
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Marcel um 18:43 UhrHallo,
Ich habe mich auf die Suche nach Informationen zum "richtigen" Lüften gemacht, da mich Freunde und Verwandte des öfteren auf die schlechte Luft in meiner Wohnung aufmerksam gemacht haben. Bei der Recherche bin ich dann auf diesen Artikel gestoßen und ich muss sagen, dass dieser wirklich sehr informativ und gut geschrieben ist! Ich werde die Tipps auf jeden Fall mal ausprobieren und bin zuversichtlich, dass ich bald nicht mehr auf die schlechte Luft in meiner Wohnung aufmerksam gemacht werde.
Liebe Grüße
Paul
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Paul um 19:25 UhrHallo,
Sehr schöner und informativer Artikel! Ich habe mich in letzer Zeit mit der automatisierung von unseren Rollläden beschäftigt. Die werden jetzt duch Sensoren geseuert, was auch prima funktioniert. Als nächstes wär auch das Lüften dran, da es einfach viel praktischer ist und man immer die beste Luft hat. Da hat mir dieser Artikel auch wirklich weitergeholfen, danke!
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Julian um 11:38 UhrMoin,
Super wieder was dazu gelernt !
Danke für die super Info's , ab jetzt wird richtig gelüftet!
Gruß Rene
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Rene SDH um 16:45 UhrDanke für diesen Artikel, der doch so viel verändern kann.
Auch wir haben in einer Wohnung gelebt, die ein älteres Baujahr hat und wo die Wände doch eher feucht, denn trocken sind
Die Konsequenz ist ganz klar Schimmel gewesen.
Nachdem dann mein Sohn auf die Welt gekommen ist, habe ich mir gesagt, so kann es nicht weitergehen.
Ich habe angefangen mich mit Luftentfeuchtern und Klimaanlagen zu beschäftigen - eines dieser Geräte tut noch heute seinen Dienst im Schlafzimmer.
Aber das Lüften hatte einen enormen Einfluss. Mit der Kombi richtig Lüften und Luftentfeuchter lässt sich auch im Altbau ohne Schimmel leben
Danke!
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Der Klima Typ um 14:05 UhrIch muss mich bisher als Schuldig aussprechen, mein Fenster immer auf kippe zu haben. Das werde ich wohl wegen des Artikels ab jetzt lassen.
Danke für den gut geschriebenen Artikel. Das mit dem automazischen Lüften war mir bisher nicht bekannt. Eine supper Sache.
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Mr. Cool um 22:06 UhrKommentar hinzufügen