Aufgrund des abschlägigen Entscheids betreffend die Finanzierung des Pelletswerks über CHF 6,75 Mio. durch den Kanton Graubünden sind die Sanierungsbemühungen des Standorts Domat/Ems gescheitert. Der Verwaltungsrat der Mayr-Melnhof Swiss Timber AG hat daher entschieden, bis Anfang nächster Woche eine revidierte Bilanz und den Konkursantrag vorzubereiten. Die Mitarbeiter wurden im Rahmen einer Betriebsversammlung über diesen Schritt informiert.
Die Mayr-Melnhof Swiss Beteiligung GmbH hat den Standort Domat/Ems im Zuge der Akquisition der Stallinger Gruppe mit Jänner 2009 unter bereits damals schwierigen Rahmenbedingungen übernommen. „Wir waren uns bereits bei der Übernahme Anfang 2009 bewusst, dass dies ein Projekt mit großem Risiko darstellt. Aus diesem Grund haben wir die Mayr-Melnhof Swiss Timber AG auch rechtlich und finanziell nicht in die Mayr-Melnhof Holz Gruppe eingegliedert, operativ aber immer wie eine vollwertige Unternehmenstochter geführt“, erläutert Mayr-Melnhof Holz Holding CEO und CFO Mag. Josef Dringel.
Das ursprünglich für den Einschnitt von rund 1.000.000 Festmeter Rundholz konzipierte Werk konnte aufgrund verschiedener Faktoren seit Anbeginn nicht die vorgesehenen Kapazitäten erreichen. Durch die Ausrichtung auf die Überseemärkte war das Werk vom Platzen der Immobilienblase in den USA und Großbritannien und deren Folgewirkungen in besonderem Maße betroffen. Einen zusätzlich schwerwiegenden Faktor hat die nicht ausreichende Versorgung des Standorts mit Schweizer Rundholz dargestellt. Die seit 2009 lancierten Initiativen zur Rundholzbeschaffung haben bis zuletzt nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Die Struktur der Schweizer Waldbewirtschaftung ist primär von Schutzinteressen geprägt. Trotz intensiver Zusammenarbeit mit den kantonalen Amtsstellen konnten die von der Mayr-Melnhof Swiss Timber AG initiierten Maßnahmen für eine Waldbewirtschaftung nach marktwirtschaftlich ausgerichteten Nutzungsinteressen nicht rasch genug realisiert werden. Zusätzlich hat sich der Rundholzpreis unabhängig davon auf ein Höchstniveau in der Schweiz entwickelt. Der dritte wesentliche Faktor für die Probleme am Standort war die seit der Griechenlandkrise nochmals dramatisch nachteilige Entwicklung des Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro.
Die Mayr-Melnhof Holz Holding hat erkannt, dass eine Rettung des Standorts nur mit einer einschneidenden finanziellen Sanierung und Neuausrichtung möglich ist. Diese Sanierung umfasste auch die Bereinigung von Altlasten, die nicht die Mayr-Melnhof Swiss Timber AG, sondern die seinerzeitigen Proponenten des Werks zu verantworten haben. Im Rahmen eines neunmonatigen Konsultationsprozesses wurde gemeinsam mit allen Partnern ein Investitions- und Maßnahmenplan entwickelt, der die Neuausrichtung und Restrukturierung des Werks zum Ziel hatte. Dieses Maßnahmenpaket wurde von allen Partnern im Rahmen einer Vereinbarung unterzeichnet. Die Alternative dazu wäre der Konkurs gewesen.
Der Kanton Graubünden als einer der wesentlichen Partner für den Standort Domat/Ems musste über dieses unterschriebene Sanierungs- und Fortführungskonzept eine politische Abstimmung durchführen. Gestern am 7.12.2010 hat diese im Parlament in Chur stattgefunden. „Zu unserem großen Bedauern hat sich das Parlament gegen das Konzept, das die Errichtung und gemeinsame Finanzierung eines Pelletswerks zum Ziel hat, ausgesprochen. Diese demokratische politische Entscheidung müssen wir zur Kenntnis nehmen“, erklärt Mag. Josef Dringel. Einer Fortführung des Standortes in Domat/Ems ist auf Grund der veränderten Rahmenbedingungen nun die Basis entzogen, sodass die Mayr-Melnhof Swiss Timber AG bis Anfang nächster Woche den Konkursantrag vorbereiten wird.
Parallel dazu prüft die Mayr-Melnhof Swiss Timber AG mit den involvierten Partnern dennoch alternative Finanzierungsmöglichkeiten für den entfallenen Kantonsbeitrag von CHF 6,75 Mio. Bis zur Deponierung der Bilanz wird am Standort in Domat/Ems der Betrieb wie in den letzten Wochen weitergeführt. Das finanzielle Engagement von Mayr-Melnhof in Domat/Ems ist überschaubar und liegt, wie bereits erwähnt, außerhalb der Mayr-Melnhof Holz Gruppe. Der mögliche Konkurs in Domat/Ems ist ein lokales Thema in der Schweiz, in keiner Weise finanziell und rechtlich mit der Mayr-Melnhof Holz Gruppe verbunden und stellt daher auch keine Gefahr für die Mayr-Melnhof Holz Holding AG dar.
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