Was wie Verschwendung von Nährstoffen aussieht, ist für Bäume in unseren Breiten eine pure Überlebenstrategie: der Laubabwurf im Herbst. In tropischen Gefilden bleiben die meisten Bäume das ganze Jahr über grün und wechseln die Blätter lediglich nach und nach aus. Doch in den Tropen gibt es keinen Frost. Die Kälte im Winter ist nämlich der Grund, weshalb sich Bäume in den gemäßigten Breiten regelmäßig ihrer Blätter entledigen müssen. Das geschieht jedoch nicht, weil die zarten dünnen Blätter erfrieren könnten, sondern als Schutzmaßnahme vor dem Verdursten. Bis Ende August dauert die Bauzeit des Baumes, dann kommt sein Wachstum zum Erliegen. Bis dahin werden die mit dem Wasser aus dem Boden aufgenommenen Nährstoffe dort hin transportiert, wo sie im Baum benötigt werden. Die Verdunstung des Wassers über die Spaltöffnungen der Blätter sorgt zusammen mit dem Wurzeldruck für den notwendigen "Sog" nach oben. Es entsteht damit eine so genannte Transpirationspumpe.
Würden die Blätter nun über Winter weiterhin am Baum verbleiben, müsste der immense "Durst" der Krone weiterhin gestillt werden. Dies ist jedoch bei gefrorenem Boden unmöglich. Deshalb leitet der Baum im Herbst die Ruhephase ein, entzieht den Blättern alle wertvollen Nährstoffe und bildet eine Trennschicht an der Basis der Blattstiele. Übrig bleibt das kahle Gerüst aus Stamm und Ästen. Die Transpirationspumpe setzt erst dann wieder ein, wenn im Frühjahr die jungen Blätter sprießen und der Boden wieder reichlich Wassernachschub liefern kann.
aid, Friederike Eversheim
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