Schaut man auf die aktuelle konjunkturelle Entwicklung, mag die Aussage von TSD-Präsident Konrad Steininger im ersten Moment überraschen, aber für Steininger war 2014 kein Jahr für die Wirtschaft. Dazu hätten sich die politischen Entscheidungsträger im vergangenen Jahr viel zu weit von den Belangen der Unternehmer entfernt:
„Eine ausgewogene Wirtschaftspolitik fand nicht statt, eine unternehmerfreundliche Mittelstandspolitik schon mal gar nicht“, erklärte der bayerische Unternehmer anlässlich der TSD-Sommermitgliederversammlung.
Und tatsächlich: während die Verbandsorganisation um Tischler Schreiner Deutschland den konjunkturellen Aufschwung genutzt habe, „um die eigenen Hausaufgaben“ zu erledigen, führe die Politik die Grundsätze einer ausgeglichenen Wirtschaftspolitik ad absurdum.
Ob beispielsweise mit „Tischler Schreiner Deutschland“ als Branchenmarke für hochqualifizierte Handwerksbetriebe; der TSD-Nachwuchskampagne mit ihren professionellen Instrumenten für die Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften; der fachlichen Unterstützung entlang der Wertschöpfungskette der Branche (mit Qualitätsgemeinschaften für handwerkliche Spitzenleistungen und Markengemeinschaften für Top-Branchenprodukte) sowie der Hilfestellungen für Ausbildungsbetriebe (siehe auch www.tischler-schreiner.de/qualitaet-in-der-ausbildung): Sofern sinnvoll und nötig, entwickelt die Innungsorganisation die geeigneten Hilfsmittel.
Gleichzeitig schützten die Verbände ihre Mitgliedsbetriebe: wie etwa bei Tarifverhandlungen, den Verhandlungen mit der Berufsgenossenschaft, der Abgrenzung zur SOKA-Bau oder der Wahrung handwerklicher Produktstandards und der Schutz des Berufsbildes gegen die Interessen der Industrie: Tischler Schreiner Deutschland fand Gehör und Lösungen, die seinen Innungsmitgliedern nutzen.
Nun hofft TSD-Präsident Konrad Steininger auch von Seiten der Politik auf mehr Einsicht und Blick für die Belange der mittelständischen Tischler- und Schreinerunternehmen.
Konkret meint er damit beispielsweise die überzogene Einkommensgrenze von fast 3.000 Euro, unterhalb derer die Arbeitszeiten von Arbeitnehmern dokumentiert werden müssen – alles zum Schutz vor Schwarzarbeit im Baugewerbe, wie es heißt. Steininger weist zurecht auf den erheblichen Bürokratieaufwand hin, zumal das Tischler- und Schreinerhandwerk bislang weder ein Problem mit Schwarzarbeit hatte und auch noch fälschlicherweise dem Baugewerbe zugeordnet wird.
Auch die Regelungen zur Pflegezeit, die Rente mit 63 oder die ersten Vorstöße zur Erbschaftsteuerreform ließen bisher den Blick für wirtschaftliche Erfordernisse vermissen.
Gerade in Zeiten guter konjunktureller Bedingungen bleibt also viel zu tun. Tischler Schreiner Deutschland nimmt sich dieser Aufgaben im Rahmen seines Netzwerks der Unternehmerverbände an. Der vom Bundeswirtschaftsministerium angestoßene Zukunftsdialog für das Handwerk ist ein erster Schritt, bei dem die Verbände wiederholt auf die stark verbesserungswürdigen Standortbedingungen hingewiesen haben.
Forderungen an die Politik, wie beispielsweise den Netzausbau zügig voranzutreiben oder beim Datenschutz und der Datensicherheit nachzulegen, müssen bald Taten folgen. Ebenso müsse das regionale Handwerk besser in die Abläufe der Kommunen eingebunden werden. All dies diene der Vorkehrung für den Fall, dass der wirtschaftliche Aufschwung nachlässt. Schließlich wolle und müsse man dann gerüstet sein.
Denn erst, wenn die Konjunkturbedingungen nachließen, zeige sich, wie zukunftsfähig das Handwerk aufgestellt sei. Dass dem konjunkturellen Aufschwung auch irgendwann der Abschwung folgt, ist Naturgesetz. Damit die Auswirkungen kalkulierbar bleiben, müssten alle ihre Hausaufgaben erledigen.
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