„Damit sind unsere schlimmsten Befürchtungen eingetreten“, kommentierte Dr. Klaus Böltz, Präsident des Bundesverbandes Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD), die Passagen zur Forst- und Holzwirtschaft in der Koalitionsvereinbarung der künftigen grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg. Als Kernland der Sägeindustrie sei das ein Schlag ins Gesicht für die seit Jahrzehnten nachhaltig wirtschaftende Forst und Holzwirtschaft vor Ort.
Der BSHD hatte sich mit einem Positionspapier früh in die Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und SPD eingeschaltet, um auf die berechtigten Belange der Branche hinzuweisen. Die Rückmeldungen aus den Parteien gaben Anlass zur Hoffnung, dass wenigstens ein Teil der angesprochenen Themen Widerhall im Koalitionsvertrag finden könnte. Nun jedoch stellt sich die neue Koalition in Baden-Württemberg bereits ganz am Anfang der Legislaturperiode gegen die für die Region so wichtige Forst- und Holzwirtschaft und trägt dazu bei, die sowieso schon angespannte Rohstoffsituation weiter zu verschärfen. Und der Koalitionsvertrag bleibt die Antwort darauf schuldig, wie der Widerspruch zwischen vermehrter Nutzung nachwachsender Rohstoffe als Energieträger und der weiteren Ressourcenverknappung aufgelöst werden könnte.
Ganz besonders bemängelt der BSHD den Willen von Grün/Rot einen Nationalpark einzurichten, zusätzlich 10 % der landeseigenen Waldflächen aus der Nutzung zu nehmen und den gesamten Staatswald FSC zu zertifizieren. „Werden die Forderungen aus dem Koalitionsvertrag so umgesetzt, ist das ein herber Schlag für die Branche. Grün/Rot wollte den Aufbruch, stattdessen setzen sie tausende Arbeitsplätze im ländlichen Raum aufs Spiel.“, so Böltz, der mit der Klenk Holz AG in Oberrot und Wolfegg zwei Werke in Baden-Württemberg vertritt.
Steffen Rathke, Vorstandsmitglied im BSHD und Laubholzsäger aus Ehningen, ist der Auffassung, dass der formulierte Koalitionsvertrag gerade der von Grün/Rot angestrebten Energiewende entgegenläuft. „Die Unternehmen der holzbe- und verarbeitenden Industrie sind neben ihrem Kerngeschäft gleichzeitig bedeutende Lieferanten von Ökostrom. Die bei der Produktion anfallenden Reststoffe werden zu Strom und Wärme weiterverarbeitet. Die Holzindustrie kann ihren Teil zur Energiewende aber nur beitragen, wenn ihr auf Grundlage steifer Naturschutzideologien nicht der Rohstoff für diese ökologischen und nachhaltigen Prozesse entzogen wird.“
Der BSHD wird jetzt in die Offensive gehen und in erster Linie das Gespräch mit den Waldbesitzern und ihren Verbänden suchen. „Selbstverständlich werden wir auch mit der neuen Landesregierung konstruktiv zusammenarbeiten und uns für die Belange unserer Branche einsetzen“, signalisierte Böltz den Willen zum Dialog. Auch grün-rot müsse klar sein, dass sie mit der Politik der künstlichen Rohstoffverknappung alle Wählerschichten, auch die eigenen, zunehmend belasten.
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