Die TECNARO GmbH mit Sitz in Ilsfeld bei Heilbronn freut sich über den Gewinn eines der renommiertesten internationalen Preise, dem europäischen Erfinderpreis. Die beiden Geschäftsführer der TECNARO, Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele, wurden durch internationale Patentprüfer vorgeschlagen und unter weltweit über 1.000 Erfindern und Patentanmeldern für den europäischen Erfinderpreis 2010 nominiert, der jährlich von der EU-Kommission und dem Europäischen Patentamt vergeben wird. Am 28. April 2010 entschied sich eine hochkarätige Jury für Tecnaro. Alison Brimelow, Präsidentin des Europäi-schen Patentamtes überreichte in Madrid den Preis für die Erfindung des umweltfreundlichen Werkstoffes ARBOFORM, der in vielen industriellen Anwendungen die Kunststoffe auf Erdölbasis ersetzt und darüber hinaus biologisch abbaubar ist. Ausgezeichnet werden Erfinder und Erfindungen, die einen maßgeblichen und nachhaltigen Beitrag zum technischen Fortschritt und damit zur wirtschaftlichen Steigerung Europas geleistet haben. Ausschlaggebende Kriterien waren Innovationskraft, bereits erreichter Erfolg am Markt und Zukunftspotenzial. Unter den Gratulanten waren auch das spanische Thronfolgerpaar Prinz Felipe und Prinzessin Letizia, die die Schirmherrschaft für den diesjährigen Erfinderpreis übernommen haben.
Der Heidelberger Kernphysiker Professor Dr. Wolfgang Krätschmer, dessen Forschung es ermöglicht hat, stabile Kohlenstoffverbindungen herzustellen, die möglicherweise die Aids-Forschung revolutionieren, wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Zu den früheren Preisträgern zählen Persönlichkeiten wie Adolf Goetzberger, Vater der Solartechnik, AIDS-Forscher Eric De Clerq, Physik-Nobelpreisträger Peter Grünberg und Federico Faggin, der Erfinder des Mikroprozessors.
TECNARO – der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Technologie Nachwachsender Rohstoffe zusammen – wurde vor zwölf Jahren von dem Karlsruher Helmut Nägele und dem Ellwanger Jürgen Pfitzer gegründet, nachdem sie am Fraunhofer-Institut den völlig neuartigen Werkstoff ARBOFORM entwickelt hatten. Dieser biopolymere Werkstoff besitzt Verarbeitungseigenschaften wie Kunststoff. ARBOFORM basiert jedoch auf Lignin, dem biologischen Grundbaustein von Holz, verschiedenen Naturfasern wie Hanf und Flachs sowie natürlichen Additiven. Der Holzbestandteil Lignin ist neben der Zellulose der häufigste organische Stoff der Erde. Jährlich werden durch die Photosynthese etwa 20 Milliarden Tonnen Lignin neu gebildet. Lignin ist daher eine nahezu unendlich verfügbare Rohstoffquelle und konkurriert auch nicht mit Lebensmitteln. Allein 60 Millionen Tonnen Lignin fallen jährlich in der Zellstoffindustrie, vor allem bei der Papierherstellung, als Beiprodukt an. Selbst aus Rinde, Sägemehl oder Getreidestroh kann Lignin extrahiert werden. Das Gemisch aus nachwachsenden Rohstoffen wird durch spezielle Verfahren in Granulatform gebracht und kann anschließend mit gängigen Kunststoffverarbeitungsmaschinen zu unterschiedlichen Produkten verarbeitet werden.
Mit dem thermoplastischen Naturwerkstoff sind neben den technischen und ökonomischen auch enorme ökologische Vorteile verbunden. So schafft ARBOFORM Unabhängigkeit vom Rohstoff Erdöl, lässt sich einfach recyceln, problemlos kompostieren oder auch kohlendioxidneutral ver-brennen. Entsprechend hoch ist das Interesse der kunststoff- und holzverarbeitenden Industrie. Vor allem die Automobilindustrie ist fasziniert vom neuen, umweltfreundlichen Material: ARBOFORM sieht aus wie Holz, fasst sich an wie Holz, lässt sich aber – beispielsweise für die Fahrzeug-Innenraumgestaltung – in verschiedenste, dreidimensionale Formen verarbeiten. Anwender sind u. a. Verpackungsmaterial-Hersteller sowie Produzenten von Möbeln, Spielwaren, Schuhen und Musikinstrumenten. TECNARO ist auch aufgrund der neuen Vertriebspartnerschaft mit der Albis Plastic GmbH überzeugt, dass ihr Naturwerkstoff zukünftig noch weitere Branchen und internationale Märkte erobern wird.
Die Nachfrage nach ARBOFORM und den weiteren TECNARO-Biowerkstoffen ARBOBLEND und ARBOFILL wächst stetig. Ein Grund dafür ist einerseits die Umweltfreundlichkeit und andererseits die wettbewerbsfähigen Preise. Dieser Erfolg drückt sich auch in der Mitarbeiterzahl aus, die im Produktionsbereich in diesem Jahr bereits um 50 Prozent gestiegen ist.
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Zu dem Thema passt die Schweizer Idee und Umweltfreundliche Erfindung welche Kohlendioxid aus der Luft filtert. Sie haben ein Apparat entwickelt, der das CO2 energieeffizienter und solarbetrieben binden und als reinen Rohstoff wieder freigeben kann.
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M. Jordan um 13:53 UhrKommentar hinzufügen