Die Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (BFH-AHB) initiiert mit den InteriorDays eine Plattform für Fachleute aus dem Bereich der Innenarchitektur sowie des Möbel- und Innenausbaus. Die erste Veranstaltung, die vom 16.–17. September 2010 stattfand, übertraf die Erwartungen. Mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Weg nach Biel.
Die Veranstalter blicken zufrieden auf eine erste Durchführung der InteriorDays zurück. Mit der hohen Zahl an Besucherinnen und Besucher, aber auch mit dem grossen Interesse an der begleitenden Ausstellung, darf von einem Erfolg gesprochen werden. Die Zahlen belegen den Bedarf nach einer Veranstaltung, die alle Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer der Innenraumgestaltung zusammen bringt. Die nächsten InteriorDays finden voraussichtlich im September 2012 statt.
Heinz Müller, Direktor des Departements Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule, nannte in seiner Begrüssungsrede als Ziel der Veranstaltung die Gelegenheit zum Austausch zwischen den verschiedenen Fachleuten, die an der Gestaltung von Innenräumen beteiligt sind. Er strich die Wichtigkeit der Gestaltung der Innenräume heraus, da diese massgeblich zu der Lebensqualität beitragen. Daniel Borner, Direktor des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, Patronatspartner der InteriorDays, wünschte sich für die Veranstaltung, dass gemeinsam neue Marktchancen ergründet werden können.
Walter Zürcher vom Konzeptforum Kommunikationsmacherei eröffnete den ersten Block, der unter dem Thema «Trend – wie wohnen wir morgen» stand. Unter dem Titel «Sind Sie für die Zukunft gerüstet?» wies er auf den Marktaufschwung in den Bereichen Design, Sicherheit und Gesundheit hin. Alles Bereiche in denen Unternehmen aus der Innenausbaubranche die Chance haben, Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Er zeichnete ein positives Bild für die Zukunft und prophezeite: «Die Lust der Kunden nach einem breiten Angebot der Innenausbaubranche wird sich noch steigern.» Zu den Referierenden des ersten Blocks gehörte auch Claudia Acklin, Professorin an der Hochschule Luzern. Sie wies in ihrem Referat darauf hin, dass Unternehmungen, die Design aktiv nutzen, sich gemäss Studien schneller entwickeln. Sie sind zudem erfolgreicher, können Kunden stärker an sich binden, sind anpassungsfähiger an veränderte Marktbedingungen und generell innovationsbereiter. Wichtig für eine erfolgreiches Design Management ist dabei die qualitative Ausrichtung des Designs. Das Produkt muss dem Kunden einen zukunftsgerichteten, echten Vorteil bringen. Einen Einblick in eine neue Welt der digitalen Vernetzung gab Nadja Schnetzler von brainstore Biel den Teilnehmenden. Sie sprach über die Möglichkeiten von Social Media, der Online-Kommunikation von Menschen und wies auf die Unterschiede im Vergleich zu bekannten Kommunikationsmethoden hin. Mit Hilfe von Social Media kann und muss sehr transparent informiert werden, Kunden können einbezogen werden, sie können Interesse zeigen und Ideen platzieren. Sie betonte, dass die wichtigen Kriterien für den Erfolg die Authentizität und der Fokus auf den Nutzer sind und nicht die Präsentation des Produkts allein.
Unter der Überschrift «Authentizität versus Massenproduktion» kamen verschiedene Unternehmer zur Sprache, die dem Publikum einen Einblick in ihre Arbeiten vermittelten. Charles Job, Architekt und Designer sowie Dozent an der Berner Fachhochschule, sprach über sein Interesse am Laienhaften. Dies fasst er im Begriff Jekamist zusammen: JEder KAnn MItmachen. Er rief die Besucherinnen und Besucher dazu auf, «den Jekamisten in sich walten zu lassen» und erläuterte, dass dadurch lebendige, freche und ideenreiche Produkte entstehen. Willy Gläser von der Wogg AG gab Einblick in das Wagnis Wogg, das für ihn eine Lebensbereicherung bedeutete. Für ihn steht bei Wogg die Einfachheit der Produkte im Zentrum. Ebenfalls wichtig sind schweizerische Werte, die sich international verkaufen lassen: Präzision, Bescheidenheit, Klarheit. Bei Ramon Zangger ist die Neuinterpretation der Eindrücke, die er in seiner Umgebung sucht, zentral. Diese verarbeitet er in seinen Produkten. So entsteht ein inneres Archiv, das er immer wieder neu umsetzen kann.
Der längste Themenblock mit zehn Referaten widmete sich am Freitag dem Thema «Technologie verändert das Produkt». Ilja Kipermann von der Philips AG widerlegte bestehende Mythen über die LED-Technologie und sprach über deren Vorteile. Die erzeugte Wärme wird nicht über das Licht abgeleitet, weshalb auch wärmesensible Gegenstände beleuchtet werden können. Das Licht kann stark gerichtet werden. Die Energie kann zu einem grösseren Prozentanteil in Licht umgewandelt werden, es wird somit weniger Energie verbraucht. Die digitale Steuerbarkeit macht auch farbdynamische Lösungen machbar. Eine Formgebung der Lichtquellen ist möglich. Durch diese Vorteile verändern LED-Lösungen den Beleuchtungsmarkt und machen neue Anwendungen möglich. Christophe Marchand sprach über seine tägliche Arbeit in der Entwicklung von neuen Produkten. Inspiration für diese holt er sich bei bestehenden Gegenständen, teilweise aus ganz anderen Bereichen. So fliessen schon einmal Elemente eines Snowboardschuhs in einen Bürostuhl oder die Erinnerung an einen Holzaschenbecher aus den 70er Jahren inspiriert den Entwurf eines Holzstuhls. Christoph Männle, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berner Fachhochschule, gab einen Einblick in die Sicherheitsaspekte von neu entwickelten Gebrauchsgegenständen. Obwohl die Sicherheit bei der Entwicklung eines neuen Produkts meist nicht im Vordergrund steht, ist es aber dennoch für viele ein wesentliches Kaufargument. Er prophezeite, dass die Sicherheit von Möbeln in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Umso wichtiger ist es deshalb für Hersteller und Händler vorab zu wissen, was ihre Produkte können. So können Schäden beim Verbraucher, aber auch teure Haftpflichtfälle auf Seiten der eigenen Unternehmung vermieden werden.
Im zweiten Teil dieses letzten Blockes sprach des weiteren Eliane Ernst von Création Baumann über die Entwicklung von Funktionsstoffen, die oftmals Technologien aus anderen Bereichen der Industrie auf die Textilindustrie adaptieren. So hat Création Baumann beispielsweise einen Blendschutzstoff entwickelt, der nicht nur den Raum verdunkelt, sondern auch einen optimalen Wärmeausgleich schafft und den Innenraum vor UV-Strahlen schützt. Ingo Mayer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berner Fachhochschule, erläuterte die Wichtigkeit einer gesunden Raumluft und erklärte, woher unerwünschte Verunreinigungen in der Luft stammen können. Die Berner Fachhochschule ist in der Lage, die Luftqualität eines Raumes sowie die Emissionen von Produkten zu messen. Darüber hinaus forscht sie auch an Lösungen zur Herstellung von emissionsarmen Produkten. Friedrich Häubi, Leiter der Abteilung Bachelor Architektur an der BFH-AHB und tätig im Institut 4Ds der Fachhochschule Nordwestschweiz, sprach über neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit von Planern bzw. Designern mit Unternehmern und Herstellern von Bauwerken und Baukomponenten, die sich mit der Einführung digitaler Bauwerksmodelle ergeben. Der Traum von der digitalen Kette, von der Verbindung vom Rechner des Planers bis zur CNC-Maschine im Fertigungswerk, funktioniert im Modellbau zwar noch relativ leicht, ist in der Praxis jedoch einiges komplexer. Die Umsetzung erfordert neben den technischen Möglichkeiten auch eine radikale Abkehr von etablierten Denk- und Verhaltensmustern. Letztlich wird es dazu führen, dass Planer und Hersteller sich auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentrieren können und damit die Qualität des Gesamtwerks zu steigern vermögen.
Das Department Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule (BFH-AHB) zählt zu den führenden Schweizer Hochschulen. Mit dem komplexen Bildungsangebot sowie der starken Ausrichtung auf die angewandte Forschung und Entwicklung gilt das Departement als Kompetenzzentrum für die Holz- und Baubranche. In Biel und Burgdorf werden jährlich rund 800 Studierende ausgebildet. Angegliedert befinden sich am Standort Biel die Technikerschulen HF Holz Biel.
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