( Berlin/Marburg ) Anlässlich einer Presseexkursion im Vorfeld der UN Naturschutzkonferenz in Deutschland erklärte der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR), dass sich die Forstwirtschaft zur Verantwortung und zur naturnahen Bewirtschaftung der Buchenwälder bekennt. „Deutschland liegt im Zentrum des auf Europa beschränkten Verbreitungsgebietes der Rotbuche, und die deutsche Forstwirtschaft steht zu ihrer globalen Verantwortung, das nationale Naturerbe des Buchenwaldes zu bewahren“, so DFWR-Präsident Georg Schirmbeck MdB im Vorfeld der Pressereise. „Erfreulich ist, dass
die Fläche der Rotbuche in Deutschland deutlich zugenommen hat“, erklärte der DFWR-Geschäftsführer Dr. Carsten Leßner. In den letzten 15 Jahren hat sich die Buchenfläche um 150.000 ha auf eine Gesamtfläche von 1,67 Mio. ha erhöht.
Naturnah bewirtschaftete Buchenwälder sind das Musterbeispiel einer nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft. Der Buchenwald steht der Bevölkerung als Erholungsraum zur Verfügung und ist naturnaher Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Gleichzeitig
wird hochwertiges, vielseitig verwendbares Buchenholz produziert. Jährlich werden in Deutschland rund zehn Millionen m³ Buchenholz eingeschlagen. „Dies ist ein ideales Beispiel für die Erfüllung der Ziele des Übereinkommens zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt (CBD)“, so der DFWR-Geschäftsführer.
Untersuchungen in einem Naturwaldreservat im hessischen Vogelsberg ergaben etwa 4.500 Tierarten. Auf nur 75 ha wurden hier etwa 10% aller in Deutschland vorkommenden landlebenden Tierarten gefunden! Waldnaturschutz ist damit auch auf relativ geringer Prozessschutzfläche zu verwirklichen, wenn im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft entsprechende Lebensraumstrukturen in die Waldnutzung integriert werden. Eine Buchenwaldbewirtschaftung,
die sich auf die Wertholzproduktion einer relativ geringen Anzahl von Einzelbäumen stützt, bietet dafür vielfältige Möglichkeiten. Dabei wird auf Teilflächen ein angemessener Anteil starker Bäume im Wald belassen, die mit der Zeit in die für den Naturschutz wichtigen Alterungs- und Zerfallsphasen eintreten und herausragende Bedeutung für die biologische Vielfalt des Buchenwalds übernehmen.
„Durch diese Verbindung von Wertholzproduktion mit einer gezielten Entwicklung der Lebensraumvielfalt entstehen Buchen-Wirtschaftswälder, die einem breiten Spektrum der Nutzholzerzeugung dienen – vom Energie- und Industrieholz, über schwächere Sägeholzsortimente, z.B. für die Parkettherstellung, bis zum Endprodukt dem Buchen- Wertholz,“ erläuterte Dr. Wilhelm Vorher, Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates:
„Eine großflächige Stilllegung von Buchenwäldern bedeutet für Wirtschaft und Gesellschaft den Entzug eines nachwachsenden Rohstoffs und Energieträgers. Prinzipiell wird die Chance vertan, einen nachhaltig verfügbaren, einheimischen und umweltfreundlichen Rohstoff zu nutzen und sich dadurch im Sinne der Volkswirtschaft und
des Umwelt- und Naturschutzes sinnvoll zu verhalten. Die nachhaltige Produktion und Nutzung von Holz muss als ein Kernbereich globaler Nachhaltigkeitsstrategien verstanden werden. Sie dient der Wertschöpfung und Beschäftigung im ländlichen Raum, fördert den Klimaschutz und trägt zur Verminderung unserer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bei. Forst- und Holzwirtschaft sind ein Paradebeispiel nachhaltiger Kreislaufwirtschaft.“
Zellstoff- und Holzwerkstoffindustrie sind die mengenmäßig wichtigsten Verbraucher von Buchenholz in Deutschland. Weiterhin werden in den 230 Laubholzsägewerken etwa 1,2 Millionen m³ Buchenschnittholz hergestellt, von denen fast 400.000 m³ exportiert werden. Eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, die überwiegend im ländlichen Raum angesiedelt sind, wird durch die Verarbeitung des Buchenholzes gesichert. Buchenholz ist darüber hinaus begehrtes
Brennholz für den Hausbrand.
Heute bestimmen naturnahe Waldbauverfahren weitgehend die Bewirtschaftungspraxis der Wälder in Deutschland. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es zu dieser umfassenden
Trendumkehr (Waldumbauphase). Die naturnahe Waldwirtschaft ist ideal geeignet, der Multifunktionalität der deutschen Wälder Rechnung zu tragen. Mit ihrem Leitmerkmal, sich bestmöglich in natürliche Abläufe einzupassen, bildet diese Wirtschaftsweise das Widerlager der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Waldwirtschaft im dicht besiedelten und industrialisierten Europa. Es werden überall in Deutschland mit langem Atem waldbauliche Maßnahmen zur Überführung naturferner Nadelbaumbestände in naturnahe Mischwälder unternommen. Hierbei spielt die Pflanzung und die Saat der Buche unter Fichten, Douglasien und Kiefern die weitaus größte Rolle.
Quelle: haf.de
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