Ausbildungsinitiative für Tischler/Schreiner trägt erste Früchte



Ein gänzlich überarbeitetes Berichtsheft, ein Qualitätssiegel für Ausbildungsbetriebe, Schulungen für Gesellen – bei der Berufsbildungstagung Mitte März 2014 in Rietberg konnte der Ausschuss Berufsbildung des Fachverbandes Tischler NRW zahlreiche Maßnahmen vorstellen, die zur Steigerung der Ausbildungsqualität im Tischlerhandwerk beitragen sollen. Sie alle sind Ergebnisse der Ausbildungsinitiative, die der Fachverband im Sommer 2012 mit einer Befragung unter Betrieben und Azubis ins Leben gerufen hat.
Überarbeitetes Berichtsheft
Mit 4.847 Ausbildungsverhältnissen in 2.427 Ausbildungsstätten erreichten diese beiden Werte im Jahr 2013 absolute Tiefstände. Auch die Zahl der Neuabschlüsse ist erneut gesunken – auf nunmehr 1.842. Dieter Ribbrock, der beim Fachverband Tischler NRW den Bereich Berufsbildung betreut, stellte bei seinem Blick auf die aktuelle Ausbildungslage die Zahlen vor und wies dabei vor allem auf einen neuen Höchststand im Bereich der Ausbildungsabbrüche hin. 12,8 Prozent der Azubis warfen in 2013 vorzeitig das Handtuch. Besonders hoch ist die Quote bei Neuabschlüssen – sie liegt bei 33,6 Prozent.

Siegel für TOP-Ausbildungsbetriebe

Die Ausbildungsinitiative möchte insbesondere durch die Steigerung der Ausbildungsqualität dieser negativen Entwicklung in den nächsten Jahren entgegenwirken. So wird es beispielsweise weitere Schulungsangebote für Gesellen geben, um diese für ihre Aufgaben als wichtigste Ansprechpartner für die Auszubildenden vorzubereiten. Ebenso soll es darum gehen, die Qualität der Ausbildung in den Betrieben sichtbar zu machen. Ausbildungsbetriebe können ab sofort – sofern sie bestimmte Kriterien erfüllen – das Qualitätssiegel „2014 TOP-Ausbildungsbetrieb“ beim Fachverband anfordern. In einem Fragebogen müssen die Betriebe dann Auskunft darüber geben, ob sie die personellen, organisatorischen, maschinellen sowie betrieblichen Anforderungen erfüllen. So darf beispielsweise der Anteil der Auszubildenden im Betrieb nicht höher als 50 Prozent liegen, der Ausbildungsrahmenplan bzw. ein betrieblicher Ausbildungsplan muss angewendet werden und die Betriebsangehörigen sollten auf dem neuesten Stand der Unfallverhütungsvorschriften sein. Übergeben wird das Siegel in Form einer Urkunde durch den jeweiligen Obermeister der Innung. Die Auszeichnung als TOP-Ausbildungsbetrieb können Betriebe dann auch beispielsweise auf der eigenen Webseite oder mit Aufklebern am Firmenfahrzeug werbewirksam deutlich machen.

Berichtsheft als Ordner

Ein weiteres Ergebnis der Ausbildungsinitiative ist die komplette Überarbeitung des Berichtsheftes für Auszubildende. Ziel war es, den Inhalt und dadurch auch die Bedeutung des Berichtsheftes aufzuwerten. „Die Lehrlinge sollen stärker als bisher die eigene Ausbildung reflektieren können“, sagt Peter Lindenbeck, Sprecher der ÜBL-Ausbilder in NRW. Mit dem neuen Ordner erhalten die Azubis ein Gesamtwerk für ihre komplette Ausbildungszeit. Er enthält unter anderem ausführliche Erläuterungen, Vorgaben und Muster zu den Ausbildungsnachweisen und Fachdokumentationen. Peter Lindenbeck: „Wichtig ist, dass vom Betrieb über die Schule bis zur ÜBL alle an der Ausbildung beteiligten mehr Verbindlichkeit für das Berichtsheft schaffen und auch eine regelmäßige Überprüfung stattfindet.

Lebhafte Diskussionen in vier Workshops

In vier Workshops widmeten sich die rund 130 Teilnehmer der Berufsbildungstagung in diesem Jahr verschiedenen Themen. Im ersten Workshop unter der Leitung von Boris Reininghaus von der Tischlerinnung Köln ging es um die Durchführung und Bewertung von Arbeitsproben – und dabei explizit um einen regen Erfahrungsaustausch untereinander. So wurde beispielsweise deutlich, dass die Vorbereitungen und Übungen für die Arbeitsproben in den einzelnen Innungen durchaus sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Dieter Ribbrock von Tischler NRW und Ulrich Rothkamp vom Softwarehersteller Cymation stellten im zweiten Workshop die digitale Lernplattform zum Tischlertest vor und erörterten mit den Teilnehmern die Nutzungsmöglichkeiten für den Unterricht.

Um den Wettbewerb „Die Gute Form“ ging es im dritten Workshop. Unter der Leitung von Tischler NRW-Formgebungsberater Hans Christoph Bittner stellten mehrere Referenten aus den einzelnen Innungen ihre Herangehensweise an die Gesellenstücke und den Wettbewerb vor – von der Vorbereitung über die Durchführung bis hin zur Bewertung. Wie der Berufsschulunterricht aussehen muss, damit durch ihn die Ausbildungsqualität gesteigert werden kann – mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer des vierten Workshops. Eine engere Verzahnung von Betrieb, Schule und ÜBL, mehr Förderangebote und mehr selbstorientiertes Lernen sowie mehr Bereitschaft zu Kooperationen sind nur einige der Stichworte, die die Teilnehmer zusammen mit Workshop-Leiter Axel Krüger vom Berufskolleg Olsberg zusammengetragen haben.

Autor:
Holzi am 09. Apr. 2014 um 07:58 Uhr
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