Lacke
(lat. Lacca, frz. Laques oder Vernis, engl. Lac oder Varnish). Mit diesem Namen belegt man, abgesehen von einigen natürlichen Harzen wie Stocklack oder Schellack (s. d.), dem Japanlack (s. d.) und einigen Lackfarben (s. d.), sowohl Auflösungen von Harzen in leicht flüchtigen Flüssigkeiten, die sog. flüchtigen oder mageren Lacke, als auch Mischungen der letzteren mit fetten Ölen, Harzölen oder Firnis, die sog. Lackfirnisse, fetten oder Öllacke. Im gewöhnlichen Leben werden die Begriffe Lack und Firnis häufig verwechselt oder als völlig gleichbedeutend gebraucht, so daß vielfach nur mit Firnis oder Ölfarbe gestrichene Gegenstände als lackierte in den Handel kommen. Charakteristisch für einen wahren Lack ist aber immer sein Gehalt an Harz. Als Harze kommen besonders Bernstein, Dammar, Kopal, Kolophonium sowie neuerdings Kunstharze (s. Harz), als Lösungsmittel Äther, Alkohol, Amylalkohol, Amylazetat, Azeton, Benzin, Benzol, Kampferöl, Rosmarinöl, Terpentinöl in Betracht. Beim Überstreichen der Gegenstände verflüchtigt sich das Lösungsmittel und das Harz bleibt als dünner durchsichtiger oder bei Zusatz von Körperfarben undurchsichtiger Überzug zurück. Die fetten Lackfirnisse bestehen aus Firnis (Leinöl-, Holzöl- oder anderem Firnis) und Harzen in Terpentinöl. Zu ihrer Herstellung wird der entsprechend in etwa nußgroße Stücke zerbrochene Kopal (oder auch Bernstein) in Kesseln mit Kondensationsvorrichtung vorsichtig bei etwa 300 - 350° geschmolzen, wobei das Kopalöl überdestilliert, und darauf das auf 200° erwärmte Leinöl (Firnis) nach und nach hinzugegeben, bis bei andauerndem Erhitzen auf 320° eine völlig gleichmäßige Mischung entstanden ist. Nach dem Abkühlen gibt man Terpentinöl, unter Umständen auch Sikkative (s. d.) hinzu und unterwirft das fertige Erzeugnis in der Regel noch einer Filtration. Bei Verwendung von Kolophonium statt der fossilen Harze kann ein einfacheres Verfahren angewandt werden. Die fetten Lackfirnisse liefern von allen Lacken die haltbarsten Überzüge, brauchen aber lange Zeit zum Trocknen (meist in geheizten Räumen) und werden, oft in Verbindung mit Farben, für Lederzeug, Blechwaren und andere der Abnutzung ausgesetzte Gegenstände angewandt. Als Unterabteilung gehören zu ihnen noch die sog. Kautschuklacke, die einen Zusatz von Kautschuk oder Guttapercha in Benzin gelöst erhalten und sich durch große Geschmeidigkeit, bei allerdings vermindertem Glanz, auszeichnen. Mattlacke erhalten außerdem einen Zusatz von Wachs. - Spiritus- oder Weingeistlacke werden in der Regel gebraucht, wenn die gestrichenen Gegenstände ihre natürliche Farbe behalten sollen, und daher für diesen Fall aus besonders hellen Harzen bereitet, während für andere Zwecke auch dunklere Harze, Bernstein, Schellack, Kolophonium, benutzt werden können. Bisweilen erhalten sie auch einen Zusatz alkohollöslicher Farben, wieTeerfarbenoder Drachenblut (Goldlack). Kleinere Mengen der weicheren Harze kann man durch Schütteln der pulverisierten Masse mit starkem Weingeist schon in der Kälte, leichter in der Sonne oder bei mäßiger Wärme lösen und durch Filtration von Verunreinigungen trennen. Bei der Darstellung im großen bedient man sich geschlossener Destillierblasen oder des sog. Deplazierungsverfahrens, indem man das Harz in ein Sieb schüttet und dieses so weit in ein mit Weingeist gefülltes Faß hängt, daß es gerade noch von der Flüssigkeit bespült wird. Die Lösung des Harzes sinkt dann beständig nach unten und kann nach entsprechendem Absetzen aus einem etwas oberhalb des Bodens angebrachten Hahn ohne Filtration klar abgezogen werden. Als Ausgangsmaterial für Spirituslack kommen sämtliche Harze in Betracht. Die spröderen, wie Sandarak und Mastix, geben sehr glänzende, aber wenig haltbare Überzüge und werden daher meist durch Zusatz von etwas venezianischem Terpentin oder weicherem Harz, z. B. Elemi, verbessert. - Terpentinöllacke unterscheiden sich von den vorigen nur dadurch, daß an Stelle von Spiritus Terpentinöl oder andere ätherische Öle (Rosmarinöl) als Lösungsmittel benutzt werden. Sie trocknen etwas langsamer, sind aber haltbarer und weniger spröde, weil ein Teil des Lösungsmittels von dem eintrocknenden Harzüberzug festgehalten wird. Das Terpentinöl löst manche Harze schon in der Kälte. Andere, wie Bernstein und Kopal, werden erst in der Wärme geschmolzen und dann mit dem Lösungsmittel verdünnt. Die billigsten Terpentinöllacke werden aus Kolophonium, bessere Sorten aus Sandarak oder Dammara, die besten Fußboden-, Wagen- und Schleiflacke aus Bernstein oder echtem Kopal hergestellt. Geschmolzener und dann mit Terpentinöl gemischter Asphalt gibt den schwarzen Asphalt- oder Eisenlack, der durch Zusatz von heißem Leinölfirnis dauerhafter wird. Als allgemeine Regel für die Verwendung der flüchtigen Lacke gilt, daß sich die Terpentinöl-L. besonders zum Aufsetzen auf Ölanstriche, die Weingeist-L. zum Aufsetzen auf Wasser- und Leimfarben eignen. An Stelle des Terpentinöls werden vielfach auch andere Lösungsmittel, wie Benzin, Schwefelkohlenstoff, Holzgeist, Chlorform, Kampferöl, Eukalyptusöl, an Stelle der genannten Harze die neueren Harzersatzmittel (s. d.) benutzt. - Als Kennzeichen eines guten Lackes gilt, daß er nach dem Aufstreichen schnell trocknet und einen nicht klebrigen, stark glänzenden Überzug hinterläßt, der mit der Zeit weder Risse noch Sprünge bekommt. Bei sorgfältiger Aufbewahrung in verschlossenen Gefäßen gewinnen die Lacke durch das Alter an Güte. Die feinsten Wagenlacke, von denen der höchste Grad von Dauerhaftigkeit und Schönheit verlangt wurde, kamen früher aus England, werden aber jetzt von den Fabriken in Dresden, Berlin, Mainz, Offenbach und Wien mindestens ebensogut erzeugt.
Quelle: www.manufactum.de/merck

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